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Öko-Verbände verbieten Blutmehl zur Düngung

Quelle: "Schrot & Korn" Ausgabe 2/2001

Biofleisch bietet den Verbrauchern die größtmögliche Sicherheit vor BSE. Der Satz stimmt noch wie vor, auch wenn in einigen Medien und Talkshows die Bio-Bauern in die Kritik geraten sind. Der Grund sind organische Dünger, deren Rohstoffe vom Schlachthof kommen.

"Wenn ich damit werbe, kein Tiermehl zu verfüttern, dann darf ich es auch nicht auf die Karotten schütten. Das ist unehrlich." Mit diesem Statement zieht der Lebensmittelcheniker Udo Pollmer seit Beginn der neuen BSE-Krise durch die Talk-Shows. Weil Pollmer als seriöser und kritischer Geist gilt, hat seine Behauptung Gewicht. Auch wenn er einiges durcheinanderbringt, wie ihm Klaus-Peter Wilbois, Geschäftsführer des Biobauern-Dachverbandes AGÖL vorwirft.

Die Fakten: Im Ökolandbau ist das aus Kadavern (also auch von toten Haustieren) hergestellte Tiermehl tabu - im Futtertrog und als Dünger. Zu unterscheiden davon ist das Blut- und Knochenmehl. Dieses fällt bei der Schlachtung von Tieren an, die für den menschlichen Verzehr zugelassen sind. Bis vorkurzem hatten die meisten ökologischen Anbauverbände Blut- und Knochenmehl als organischen Dünger zugelassen, wie es auch in konventionellen Betrieben und bei vielen Hobbygärtnern gängige Praxis ist.

Im ökologischen Landbau wurden Blut- und Knochenmehle in den letzten Jahren mit abnehmender Tendenz eingesetzt - und auch nur im Gemüse- und Obstanbau. Dort wurden diese Mehle nie auf Pflanzen ausgebracht, sondern dienten dazu, Anzuchtsubstrate für Jungpflanzen mit Stickstoff und - bei Knochenmehl - mit Phosphor anzureichern. Die Pflanzen können diese Nährstoffe nur in mineralischer Form verwerten. Es ist unmöglich, dass die Pflanzen ganze Eiweiße wie den BSE-Erreger aufnehmen. Dieser müsste über Monate hinweg lebensfähig sein und dann zusammen mit Erdkrümeln am Gemüse anhaften, um in den Verzehr zu gelangen.

Obwohl sie keine Gefahr darin sehen, haben die AGÖL und die ihr angeschlossenen Anbauverbände den Einsatz von Blut- und Knochenmehl vor Weihnachten untersagt. Bei Demeter ist er schon seit 1997 verboten. "Wir wollten im Sinne des vorsorgenden Verbraucherschutzes auch jedes mögliche Restrisiko ausschalten", begründet Klaus-Peter Wilbois den Beschluss der AGÖL.

Das Blut stammt meist von Hühnern, die Knochen von Rindern oder Schweinen. Risikomaterial wie Rinderköpfe, Rückenmark und Wirbelknochen werden, soweit sie überhaupt im Rohmaterial vorhanden sind, aussortiert und für die Knochenmehlherstellung nicht verwendet.

Eingesetzt werden dürfen auch von Biobauern weiterhin Hornmehl, Hornspäne und Dünger aus Federn und Borsten. Hornspäne und -mehl werden aus Rinderhörnern und Hufen gewonnen, die in der Regel aus Übersee und Osteuropa stammen. Da das eigentliche Horn und die Hufe kein Nervengewebe enthalten, sind diese nicht BSE-verdächtig. "Gewebe, die nicht mit dem BSE-Erreger infiziert sind (z.B. Hufe, Hörner oder Haare), können als Dünger eingesetzt werden", sagt deshalb die EU-Kommission. "Sollte sich diese wissenschaftliche Einschätzung ändern, werden wir auch auf Horn- oder Federprodukte verzichten", meint Klaus Peter Wilbois.

Leo Frühschütz
Quelle: "Schrot & Korn" Ausgabe 2/2001