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Reisebericht Dominikanische Republik

Padre Luis Quinn, der Don Camillo von Ocoa

Er trägt schwer an den Folgen zweier Herzinfarkte. Fünf Bypasses sollen einen dritten vermeiden. Trotzdem ist dieser alte Mann nicht von seiner Arbeit wegzukriegen. Mittelgross, mit weissem Haar und wachen Blick, bietet er deutschen BesucherInnen prompt als erstes ein Bier an.

1965 trat Padre Luis Quinn seine Pfarrerstelle in der Provinzstadt San Jose de Ocoa in der Dominikanischen Republik an und nahm den Kampf gegen Analphabetismus, Unterernährung, ungerechte Landverteilung und vieles mehr auf, dass die Menschen in diesem reichen Land so bettelarm hält.

Sein Lebenswerk ist beachtlich: Gemeinsam mit regionalen Gruppen, Entwicklungshilfe-Organisationen aus seiner Heimat Kanada, der GTZ, und teils mit, teils gegen dominikanische Behörden arbeitete er für die Region.

Von 3.500 ha Aufforstungen über 600 km Wasserkanäle, 800 Latrinen, 55 Schulen bis hin zu Tausenden von TeilnehmerInnen in Fortbildungsprogrammen hat die in den 60ern gegründete Selbsthilfe-Organisation ADESJO, deren Vorsitzender er ist, im Laufe der Zeit organisiert.

Der eher schwache Staat hat im Bezirk San Jose de Ocoa etliche Aufgaben aus dem kulturellen, sozialen und infrastrukturellen Bereich mitsamt dem dazugehörigen Etat an die ADESJO übertragen.

Mit Mitteln der GTZ wurde ein Verwaltungsgebäude in der Stadt gebaut, sodass alle diese Bereiche und ihre Verwaltung, sowie die GTZ und andere Organisationen unter einem Dach, in engster Abstimmung, arbeiten können.

Auch wenn die 120 Beschäftigten hier teilweise Arbeit leisten, die eigentlich Aufgabe des Staates ist, hat diese Lösung einen entscheidenden Vorteil: über die Belange der Bewohner wird nicht am grünen Tisch entschieden, sondern vor Ort, in permanenter Diskussion mit den Betroffenen.

Padre Luis, die Integrationsfigur, fährt in seinem Allrad-Auto kreuz und quer durch den Bezirk, sieht nach dem Rechten, hält Messen, informiert Besucher, organisiert die Arbeit von jährlich etwa 300 kanadischen PraktikantInnen, sammelt unermüdlich Spenden in aller Welt, kämpft in der Hauptstadt gegen Etat-Kürzungen, und für die Durchführung der längst beschlossenen Landreform.

Ihm ist anzusehen, dass er dies nicht mehr lange durchhält. Aufhören kann dieser Mensch nicht. Und dort liegt das Problem: Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.